Donnerstag, 21. Juli 2016

Kyoto

Von Kanazawa und der Präfektur Ishikawa ging es per Zug Richtung Kyoto. Bekannt für seine zahlreichen Tempelanlagen und Paläste - ich hatte teilweise den Eindruck, dass es mehr Gebäude als Bewohner gibt - sowie unter anderem für das Kyoto Protokoll aus dem Jahr 1997.

Wir bezogen am Montag unser Air Bnb Quartier in der Nähe vom Nijo Schloss in einer relativ ruhigen Wohngegend. Nennenswert ist, dass wir erstmalig auf Futons, der klassischen japanischen "Bettart" nächtigen. Im Prinzip ist es mehr "Indoorcamping" als Bett: wir schlafen auf Isomatten und darauf liegen die gepolsterten Futons, dazu Decke und Polster. Gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Nacht gewöhnt man sich relativ rasch dran.

Wir bereits oberhalb erwähnt, ist die Dichte an historischen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten in Kyoto gigantisch lange und so legten wir uns einen Plan zurecht, wie wir die einzelnen Stadtteile besuchen wollten.

Tag 1 führte uns in das Gebiet rund um Southern Higashiyama. Zuvor besuchten wir noch den berühmten Fushimi-Inari Taisha Tempel, bekannt für seine zahlreichen orangen Torbögen. Diese Bögen führen bis zum Gipfel, wobei unterwegs zahlreiche heilige buddhistische Stätten und kleine Tempel aufgebaut sind. Wir konnten einen schönen Überblick über die Stadt einfangen und liefen ca. bis zur Hälfte des Berges hoch und über einen anderen Weg wieder zurück zum Ausgangspunkt am Fuße des Berges.










Nächster Halt war der Tempel Kiyomizudera. Auch dieser Tempel war größtenteils in oranger Farbe gehalten und wurde zeitgleich mit uns von sehr vielen Menschen besucht. Dennoch konnten wir hier einige spannenden Aktivitäten umsetzen, die diesen Tempel so bekannt machen.



Zu Beginn ging es bergab ins dunkle Nichts, man spricht von der "Gebärmutter einer weiblichen Heiligen". Entlang von einem Geländer in Form von großen buddhistischen Gebetskollegen bewegten wir uns in der völligen Dunkelheit voran, ehe wir wie aus dem Nichts eine spektakuläre Statue sahen. Danach ging es wieder an die Oberfläche und den Tempel hinauf.

Nächster Halt war der Jishujinja Schrein, hier galt es zwischen 2 Steinen auf einer Länge von 18 Metern den Weg mit geschlossenen Augen zu halten. Wer dies schafft, dessen Verlangen nach Liebe wird von den Göttern gestillt. Alle 3 meisterten wir diese Aufgabe bravourös.



Bevor es zum letzten Stopp bei der heiligen Wasserstätte ging, wanderten wir noch durch die große Haupthalle und vorbei an den schönen großen Räumlichkeiten. Auch hier hatten wir wieder einen tollen Ausblick auf Kyoto und konnten die strahlende Sonne genießen.


Nach diesem Tempel wanderten wir durch das Ninen-zaka Viertel, wo sich zwischen den Touristenramschbuden auch zahlreiche schöne alte Häuser mit toller Architektur versteckten. Ziel war der Maruyamakoen Park wo wir uns vom anstrengenden Vormittag etwas erholten und das Treiben im Park beobachteten.


Unsere Strecke führte uns entlang des "Weges der Philosophen" bis zum Ginkaku-ji Tempel.



Dieser Tempel war glücklicherweise kaum besucht und der Garten war sprichwörtlich eine Wucht. Enorm schön angelegt, das Farbenspiel aus grüner Natur, schillerndem Wasser, der Nachmittagssonne und den alten Gebäuden vermittelte eine einmalige Aura.







Den Tag beendeten wir mit "Omen Nudeln" im gleichnamigen Lokal - köstlich.


Tag 2 wollten wir ursprünglich etwas aus der Stadt ras und das Tempelhopping unterbrechen. Ziel sollte eigentlich das Nagashima Spaland mit einigen der weltbesten Achterbahnen sein. Eigentlich hatten wir schon alles geplant... doch spät am Abend hab ich mich noch etwas eingelesen und über den Park informiert. Zu meinem Schrecken musste ich erfahren, dass die meisten Achterbahnen nur für Menschen zwischen 140 - 185 cm freigegeben sind - DAMN IT. Tja der Plan, in diesen Park zu fahren musste somit leider über Bord geworfen werden und als Alternative haben wir uns eine Wanderung im Norden von Kyoto herausgesucht.

Die längere Busfahrt endete im beschaulichen Dörfchen Kurama, ca. 1 1/2 Stunden nördlich von Kyoto. Wir wanderten den Berg auf der Ostseite nach oben, Waltraud fuhr ein Stück des Weges mit der Seilbahn. Am Gipfel war wieder einmal ein Tempel, dieser konnte mit sehr schönen großen Lampions auf warten, der Ausblick auf die Umgebung war ebenfalls toll.






Auf der Westseite des Berges ging es dann hinab in das Dorf Kibune. Der Ort ist bekannt für seine Lokale, die nur knapp über der Wasserfläche des Flusses aufgebaut sind. Viele Besucher kommen in den Ort, um teure mehr-gängige Kaiseki Gerichte zu bestellen oder besuchen - wie wir - das Lokal Hirobun um die dortigen Nagashi Somen - die fließenden Nudeln zu essen.



Wir mussten knapp 90 Minuten auf unseren Tisch warten. Dann schossen die Nudeln aus dem Bambusröhrchen - man fing sie mit den Stäbchen auf, tauchte sie in die Soja / Wasabi Soße und musste sie schnell essen. Nur ein paar Augenblicke später kam schon die nächste Ladung aus dem Röhrchen! Dies ging für ca. 10 Minuten, die letzte (rote) Nudelportion beendete die Sitzung für uns und die weiteren Gäste in unserem Turnus.










Ein spannendes Erlebnis, die Nudeln selber sind okay, der Ausblick, das plätschernde Wasser und der Erlebnisfaktor machen dieses Lokal aber zu etwas Besonderem.

Nach dem Essen ging es rund um den Berg wieder ins Örtchen Kurama in dortige Kurama Onsen. Ein Onsen ist mehr oder weniger ein kleines Thermalbad, bzw. ein öffentliches japanisches Bad mit ganz eigenen Regeln. Fotografieren war verboten - ebenso wie Badehosen - dies könnte das Verbot erklären ;) Regel Nummer 1, keine Tätowierung - man könnte sonst zur Mafia gehören - haben wir erfüllt. Regel 2 Männer und Frauen haben getrennte Bäder - haben wir erfüllt. Nach der vorgeschriebenen Waschung neben dem Becken auf einem Schemel ging es dann auf ins über 40 Grad warme Wasser... wow, geniale Entspannung. Bei mir im Männerbereich war es zu Beginn mehr ein Touristentreff, 2 Franzosen, ein Italiener mit Sohn und ich. Die aufgezählte Gruppe verließ nach 10 Minuten das Bad und so hatte ich das gesamte Onsen für mich alleine die nächsten 30 Minuten :) Danach kamen einige Japaner und ich beendete nach ca. einer Stunde diesen traditionellen Badegang. Ein spannendes Erlebnis - das Foto habe ich von der Homepage ausgeborgt!



Heute besuchten wir zu Beginn den Kinkakuji Tempel, bekannt für sein goldenes Dach und die daraus resultierenden Spiegelungen an der Wasseroberfläche. Unglaubliche viele Touristen machten den Besuch des Tempels etwas mühsam. Wir konnten uns aber einige ruhige Orte "erkämpfen" und auch diesen Ort genießen. Spannende Hintergrundinformation: viele "alten" Bauwerke sind teilweise gar nicht so alt wie wie gedacht. Tempel sind oftmals entweder niedergebrannt - im Fall vom Kinkakuji von einem durchgedrehten Mönch in Brand gesteckt worden - durch Erbeben oder während des 2. Weltkrieges zerstört und oftmals erst in den 1950er Jahren wieder aufgebaut worden.




Nach diesem Tempel ging es per Bus in den Stadtteil Arashiyama & Sagano, wo wir zu Beginn den Tenryuji Tempel ansahen, dessen Garten als erster in Kyoto als Weltkulturerbe anerkannt worden ist. Auch dieser Garten bot neben einem schönen Teich wieder tolle architektonische Gestaltung auf den Gehwegen im gesamten Areal.






Per Nordausgang ging es sodann weiter in die Arashiyama Bamboo Grove - im Prinzip ein Gehweg inmitten eines Bambuswaldes. Mindestens 30 Meter hoch ragten die grünen Zweige der Bambusbäume, es war relativ dunkel und merklich kühler als außerhalb des Weges.



Abschließend ging es noch zum Okochi Sanso, dem Wohnhaus des in Japan sehr bekannten Schauspielers Okochi Denjiro, der in den 30er und 40er Jahren große Berühmtheit erlangte. Toll war der Ausblick über die Stadt und die verwinkelten Wege rund um das eindrucksvolle Haus.




Kyoto ist ein Juwel was Tempel, Paläste und vor allem japanische Gärten betrifft. Wir haben unglaubliche viele tolle Momente erlebt, konnten endlich in ein Onsen und viele spannende Restaurants austesten. Wirklich etwas Besonderes!

Weiter gehts morgen mit dem Zug Richtung Osaka, wo wir übers Wochenende und während des Tenjin Matsuri Festivals die Stadt erkunden werden. Eventuell geht es am Samstag auch in eine der umliegenden Städte, wir werden es stark vom Wetter abhängig machen - die Vorhersage ist leider nicht ganz so toll.

Arigato Daimas,

Wolfgang, Babsi und Waltraud

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