Sonntag, 30. Oktober 2016

Der Kepler Track

Bei bewölktem Wetter machten wir uns am 25.10.2016 auf, um den 60 Kilometer langen Kepler Track zu absolvieren. Wir hatten in unseren Rucksäcken Essen für die nächsten 4 Tage - Selbstversorgung war angesagt - und Wechselkleidung, nachdem die Gegend notorisch für Regenfälle ist. 

Vom Kepler Carpark ging es knapp 5 Kilometer entlang des Lake Te Anau. Die Strecke war sehr ausgelaufen und einfach. Insofern waren wir nach knapp einer Stunde bereits bei der ersten Raststation kurz vor dem Aufstieg zur Luxmore Hut. 




Nach einer kurzen Pause am See, wo wir erstmals Bekanntschaft mit den furchtbar nervigen Sandfliegen machten, ging es zum ersten Aufstieg der Wanderung. Die Strecke führte für knapp 2 Stunden durch dichten Wald, ehe wir zu den Limestone Caves gelangten. Ein idealer Ort für einen Zwischenstopp, um die beeindruckende Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. 










Die nächsten 45 Minuten führten ebenfalls bergauf durch den Wald, teilweise mit faszinierendem Moos und eigenartig geformten Bäumen. 






Kurz darauf erreichten wir die Baumgrenze und marschierten von nun an über eine offene Fläche, ehe wir eine halbe Stunde später die Luxmore Hütte auf knapp 1.100 Höhenmetern erreichten. Unsere Wanderung über die vertrocknete Vegetation war leider von dichten Wolken begleitet, die sich im Laufe des Tages allerdings verzogen. 












So konnten wir noch ein fantastisches Panorama über den Lake Te Anau und die umliegenden Berge genießen. 










Am späten Nachmittag ging es noch zu den Luxmore Caves. Entgegen unserer Durchwanderung in Christchurch, gingen wir allerdings nur die ersten Hundert Meter in die Höhle. Am Abend trafen sich alle Gäste zum sogenannten Hut Talk, der Sicherheitsbesprechung, wo wir vom Ranger Peter Jackson nicht nur über die Notausgänge aufgeklärt wurden, sondern auch das voraussichtliche Wetter der folgenden Tage und Informationen über die kommenden Passage erfuhren.




Nach einer sehr kalten Nacht auf der Hütte ging es früh am nächsten Morgen bereits weiter mit der Wanderung. Zuerst ging es knapp 300 Höhenmeter nach oben, sehr anstrengend mit unseren Rucksäcken und müden Knochen nach einer Nacht im Schlafsaal mit 32 Betten. 



Nachdem wir sogar Schneeflächen überschritten hatten, erreichten wir die Abzweigung zum Luxmore Gipfel. Hier ließen wir unsere Rucksäcke kurz zurück und liefen die letzten Meter bis zum Gipfel... Ja richtig gelesen, wir liefen den Berg hinauf, um möglichst schnell wieder zu unseren Rucksäcken zurück zu gelangen. Grund für unsere Eile war nicht etwa Angst, dass uns jemand unser schweres Gepäck stiehlt, sondern die Keas, die "Alpenpapageien". Diese beeindruckenden Vögel, die leider vom Aussterben bedroht sind, lieben es, alles Unbekannte zu "untersuchen". Zu den für sie nicht üblichen Dingen gehören nun mal auch Rucksäcke und wir hatten berechtigte Angst, dass sie diese mit ihren spitzen Schnäbeln aufreißen. 



















Als wir vom Gipfel zurück kamen, war ein Kea sehr nahe an unseren Rucksäcken dran, insofern hatten wir allerdings Glück und so ging die zweite Tagestour weiter. 

Das Wetter war mittlerweile um einiges schlechter geworden. Dichte Wolken zogen über den Bergkamm, was sehr schade war, denn so mussten wir auf der nächsten Passage auf die vermeintlich genialen Blicke auf die umliegende Seelandschaft verzichten. 





Nach einigen weiteren Auf- und Abstiegen erreichten wir den Forest Burn Shelter, eine Notfallsunterkunft neben der Strecke. Diese ließen wir allerdings liegen und wanderten weitere 2 Stunden zur Hanging Valley Shelter Unterkunft. Das Wetter wurde während wir diesen Abschnitt passierten leider immer schlechter, so setzte nicht nur Regen sondern teilweise auch leichter Wind ein. 











Nach dem Hanging Valley Shelter begann der sehr kräftezehrende Abstieg zu unserer nächsten Unterkunkft der Iris Burn Hut. Die knapp 900 Höhenmeter, die wir in den 2 Stunden hinunter überwinden mussten, waren nicht wirklich Gelenkschonend... 




Bei der Iris Burn Hütte machten wir gleich bei unserer Ankunft mit dem Ranger der Hütte - Robbie - Bekanntschaft, der uns herzlich begrüßte. Leider mussten wir auch wieder Bekanntschaft mit Sandfliegen machen, so verbrachten wir nur kurze Zeit am schönen Balkon der Hütte. Babsi ruhte sich danach aus und so ging ich alleine zum knapp 30 Minuten entfernten Wasserfall. 





Nach einer deutlich wärmeren Nacht, wiederum im Schlafsaal mit Stockbetten, ging es für uns wieder früh auf die dritte Tagesetappe. Gleich zu Beginn galt es eine kleine Steigung zu überwinden, danach führte die Strecke durch das weitläufige Tal neben dem Iris Burn Fluss. Das Wetter war hervorragend und so erreichten wir schneller als erwartet unsere Pausenstation nach knapp 8 Kilometern. Die Pause fiel aufgrund der Sandfliegen allerdings nur kurz aus und so setzten wir unsere Wanderung fuhrt. 









Auf den letzten Kilometern wurde der Fluss immer weiter, ehe wir den Lake Manapouri erreichten. Wenig später bezogen wir auch schon unsere Schlafzellen in der Moturau Hütte. Zu unserem Ärger war die Hütte noch nicht aus dem Winterzustand gebracht und so gab es kein fließendes Wasser. Tja Hose hochgekrempelt, sammelte ich mit unseren Campingtöpfen etwas Flußwasser, das wir für Tee und Suppe aufkochten. Wenig später floss natürlich das Wasser aus den Wasserhähnen, der Ranger hatte den Wasserzulauf aufgedreht... naja kann man nix machen. 







Am nächsten Morgen brachen wir früh auf, leider regnete es sehr stark. Auf den ersten 6 Kilometern blieben wir verhältnismäßig trocken, nach einer kurzen Pause bei einem Unterschlupf wurden wir aber doch noch ziemlich durchnässt. Vom Unterschlupf aus wäre ein Bus zu unserem Autoabstellplatz gefahren um 10 Uhr, entgegen vieler anderer Wanderer widerstanden wir den süßen Früchten einer trockenen Busfahrt und setzten unsere Tagestour fort. 



2 Stunden später, nach einem wirklich bemerkenswerten Marsch durch Wald und Wetlands erreichten wir schließlich froh und erschöpft den Parkplatz. 


Die Statistik der Wanderung aufgelistet: 4 Tage, 62 Kilometer, 2.900 Höhenmeter und 18 Stunden und 15 Minuten reine Gehzeit. Das Ganze mit jeweils knapp 14 Kilogramm Gepäck - in Summe eine harte Tour mit bemerkenswerter Natur! Wir hatten somit unseren ersten Great Walk in Neuseeland gemeistert.