Montag, 10. Oktober 2016

Vanuatu - Tanna / Vulkaninsel

Bereits um 6 Uhr früh ging es für uns von unserem Motel zum nationalen Flughafen von Port Vila. Ziel unseres Fluges war die neben Efate und Santo am meisten besuchte Insel, Tanna. Wir mussten einige Zeit warten, dann wurden wir aufgerufen und marschierten vor die Abflughalle. Mit uns nur 3 weitere Passagiere  - war das alles? Ja, das waren alle Gäste, die mit diesem Flug nach Tanna fliegen sollten. Jetzt war mir auch klar, warum sie Körpergewicht und Gewicht des Handgepäcks so genau notierten. Wir wurden sodann auf unsere Plätze zugewiesen. Ich mit dem vermutlich zweitschwersten Gast durften in der Reihe direkt hinter unserem Piloten Platz nehmen, Babsi wurde in die letzte Reihe zugeteilt. 



Unser Abflug verzögerte sich etwas, weil die Bodencrew den Tankdeckel am Flügel nicht schließen konnte. Tja so kletterte der Pilot auf die Tragflächen und legte auch Hand an. Nach knapp 10 Minuten konnten sie den Verschluss anbringen und wir waren abflugbereit. 


Das Sicherheitsprozedere wurde auch gleich vom Piloten übernommen - was für ein Allrounder. Dann konnte ich aus ca. 1 Meter Entfernung zusehen, wie der Pilot ca. 15 verschiedene Knöpfe und Hebel betätigte und danach mit einem lauten Gluckern und Knattern die beiden Motoren startete. Die Anzeigen waren natürlich alle mechanisch, nix digitale Displays - ein richtiges Abenteuer!
Der Startvorgang und Abflug waren spektakulär. Wir flogen langsam über Port Vila, konnten die Stadt, genauso wie auch die vorgelagerten Inseln, die wir an den Vortagen besucht hatten, von oben erleben. 



Nachdem wir unsere Reisehöhe erreicht hatten, konnte ich dem Piloten auf die Finger schauen, wie er die Flugrichtung mittels Kompass anpasste. Es gab zwar ein Navi an Board - ohne Kartenanzeigen - doch dies war dem Piloten offenbar zu modern. Nach knapp 1 Stunde Flugzeit konnte ich am Horizont bereits Tanna entdecken. Die Höhenanzeigen ging auch merklich nach unten - genau 7 Meter pro Sekunde. Wirklich spannend, den Flug aus dieser Perspektive einmal mitzuerleben. Die Landung war einwandfrei und wir hatten unser erstes Abenteuer für die nächsten Tage gut überstanden. 




Wir gingen vor die Abflughalle und warteten mit den beiden anderen Fluggästen auf unseren Transport. Der fünfte Passagier wurde bereits abgeholt. Ein Pickup mit einer Autositzpank auf der Ladeboardfläche fuhr auf den Vorplatz - unser Transport. Der Flughafen, sei noch angemerkt war nicht größer als der Bahnhof Pottenbrunn - Insider werden sich auskennen. 

Wir nahmen die Plätze auf den Autositzen auf der Rückbank, schließlich wollten wir auch was sehen. Die Fahrt war auch spektakulär, wenngleich aber staubig, windig und kalt. Während der Fahrt konnten wir die immer lächelnden Leute beobachten, die uns zuwinkten und ihrem sehr einfachen aber naturnahen Leben nachgingen.





Nach knapp 50 Minuten und nach einer Überfahrt über einen Hügel sahen wir die Hauptattraktion, die uns auf die Insel brachte, Mount Yasur, ein aktiver Vulkan! Nach knapp 15 weiteren Fahrminuten waren wir direkt neben dem Vulkan und unser Fahrer glühte über das Aschefeld. Die Asche in Kombination mit dem starken Wind und dem Fahrtwind war nicht wirklich angenehm, wir erfuhren aber so mit allen Sinnen, dass wir bald bei unserer Unterkunft eintreffen sollten. 





Mount Yasur View Bungalow hieß unsere Unterkunft und diesen trug sie zurecht, wie die Bilder unterhalb verdeutlichen sollen. Wir hatten stets einen tollen Blick auf den Vulkan und auf die Wälder rundherum. Besonders in der Nacht war das Schauspiel, das uns der Berg bot gewaltig. Zuerst sahen wir eine orange leuchtende Lavaexplosion an der Spitze des Berges, dann folgte ein Donnern - ähnlich wie bei einem Gewitter - und Grollen etwas zeitverzögert aufgrund der Distanz. 







Wir erholten uns am Nachmittag etwas, denn bereits am ersten Abend sollten wir zur Spitze des Vulkans wandern. Leider war dies nur mit einer sehr touristischen und auch unverhältnismässig teuren Tour möglich. Begründet wurde die "Tourpflicht" mit Sicherheitsbedenken - was schon Sinn macht. Wir wanderten eine knappe Stunde durch den dichten Dschungl, ehe wir am Fuße des Berges von unserem Guide empfangen wurden. 


Danach hörten wir die Geschichte des Berges, woher er den Namen hat (er heißt übersetzt "Gott") und wie er den alten Geschichten nach entstanden ist. Weiters wurde uns noch erzählt, wie die Menschen den Vulkan zu ihrem täglichen Leben nutzen und wie sie die Götter ersuchen, dass der Vulkan Regen, Schatten aber natürlich auch Feuer spendet. Dann gab es eine kurze Tanzvorführung ehe wir die Jeeps bestiegen und den Berg hinauf fuhren. 


Weitere 5 Minuten kurzer Aufstieg und wir waren direkt am Kraterrand - GEWALTIG!
Wir spürten den Berg unter uns, aus den in Summe 3 Vulkanlöchern stieg Rauch bzw. mit einer lautstarken Explosion wurden Lavastücke in die Luft geschleudert. Teilweise konnten wir die Druckwelle besonders deutlich wahrnehmen. Gefahr im eigentlich Sinn bestand keine, der Vulkan hatte "nur" Aktivitätsstufe 2 von 5 möglichen. 










Wir verweilten eine knappe Stunde am Kraterrand an unterschiedlichen Aussichtspunkten, bis es dunkel wurde. Dann war das Naturschauspiel noch gewaltiger! Teilweise mehrere Hundert Meter hoch wurden die Lavastücke geschleudert und erleuchteten die dunkle Nacht. 










Viel zu früh mussten wir Abschied nehmen von diesem Naturschauspiel. Mit den Trucks ging es den Berg hinab und dann wanderten wir noch im Dunkeln mit Taschenlampen ausgestattet und unserem Guide an der Spitze zum Quartier zurück. Ein Tag mit unglaublichen Eindrücken wurde noch mit einem köstlichen Abendessen verfeinert. Es gab traditionellen Eintopf mit allerlei Wurzelgemüse, Yams und Reis.

Nach einer windigen Nacht in unserem Bungalow wachten wir zum Donnergrollen vom Vulkan auf. Nach einem netten Frühstück, während dem wir uns mit anderen Gästen aus Neukaledonien bzw. Tschechien unterhielten, machten wir uns auf den Weg zu den Hot Springs. Gemeinsam mit dem tschechischen Pärchen konnten wir den Weg über das Aschefeld bezwingen. 














Der Wind war teilweise wieder sehr stark und schleuderte die Asche in unsere Gesichter. Die Asche selber war nicht mehr heiß, aber sehr rauh. Die Landschaft war sehr eigenwillig und kahl. 
Wir trafen etwas später beim Dorf neben den heißen Quellen ein. Eine junge Frau näherte sich uns, hieß uns willkommen und wir zahlten ihr die Eintrittsgebühr. Wir gingen dann mit ihr zu den heißen Quellen, die vom Landesinneren ins Meer verlaufen. Zahlreiche Einheimische genossen das heiße Wasser mit uns, während Kinder am Übergang zum Meer kleine Fische fingen. Eine herrliche Entspannung nach dem Fußmarsch neben dem Vulkan!





Nach gemütlichem Geplantsche im warmen Wasser machten wir uns auf den Rückweg und wanderten wiederum über das Aschefeld zu unserem Quartier zurück - direkt unter die kalte Dusche, um die viele Asche von unseren Körpern zu befreien. 






Aus der Pause bis zum Abendessen wurde für mich nichts, der Vater von Mike, unserem Gastgeber, lud die männlichen Gäste zum traditionellen Kavatrinken ein. Da konnte ich natürlich nicht "Nein" sagen. Frauen dürfen auf Tanna bei dieser Tradition unter den großen Banyanbäumen nicht teilnehmen. Ich wanderte also mit den Gästen aus Neukaledonien und einem chinesischen Gast zum großen Baum, wo einige Männer bereits die Kavawurzeln mit vollen Mündern kauten - geschmackig. Der Vater von Mike erklärte uns, dass nur nicht verheiratete Männer die Wurzeln kauen dürfen und dadurch besonders starke Backenmuskeln bzw. gesunde Zähne haben. Die gekaute Masse spuckten die Männer dann auch lautstark auf vorbereitete Bananenblätter in die Mitte. Die braune Masse hatte die Konsistenz und das Aussehen von Humus... 




Wir durften danach eine kleines Wurzelstück selber kauen. Sofort merkte ich die lähmende Wirkung auf meiner Zunge und im Backenbereich. Der Geschmack war allerdings gar nicht schlecht, Mischung aus Ingwer und Knoblauch. 

Dann ging es an die traditionelle Zubereitung von Kava. Die braune Mischung wurde in eine Reissack, der als Sieb fungierte gefüllt und Wasser beigemischt. Danach drückte Roger - so hieß der nette Junge, der diese Zubereitung durchführen durfte, weil er sich noch nicht rasieren musste (wiederum strenge traditionelle Regeln) - die braune Pampe durch das Sieb. Der Kavasaft tropfte in die vorbereiteten Kokosnusshälften. 






Ich war in der ersten Gruppe dabei, die sich aufreihen durfte und jeweils eine Schale mit dem braunen Saft überreicht bekam. Mike's Vater hieß uns nochmals herzlich willkommen auf der Insel und forderte uns auf, die Mischung in einem Zug auszutrinken. In diesem Moment blendete ich gekonnt aus, dass die Mischung vor ein paar Minuten noch in den Mündern der Männer rund um mich vorbereitet wurde... Der Saft schmeckte etwas besser als auf Efate, jedoch wiederum ähnlich wie ein nicht wirklich guter Gemüsesaft. Die Wirkung war etwas stärker, schon bald war meine Zunge etwas taub und später auch der restliche Körper sehr entspannt. 


Zum Abendessen wurden wir von Mikes Familie zum Laplap Essen eingeladen. Die 4 Gäste aus Neukaledonien waren Freunde der Familie und versprachen der Gastgeberfamilie in den kommenden Monaten finanziell und mit technischem Wissen beizustehen. Die Unterkunft war noch immer etwas in Mitleidenschaft gezogen durch die Zerstörung des Zyklons im Vorjahr. Wir wurden ebenfalls eingeladen, dem Essen beizuwohnen. Mike forderte uns auf uns in der Runde vorzustellen  - danach wurden wir offiziell in seine Familie aufgenommen. Wir haben ab jetzt Familie auf Vanuatu, nicht schlecht, oder?

Das Essen selber war außerordentlich gut. Laplap ist eine Teigmischung, die in Bananenblättern mit Hühnchen sehr speziell zubereitet wird. Dazu gab es anderes Wurzelgemüse, Reis und Yamsknollen. 
Nach dem Essen zeigten wir der Familie einige Bilder von uns im Schnee. Sie waren sichtlich begeistert und informierten sich über Österreich, wie es ist im Schnee zu spazieren und fragten uns über unser Leben aus. Im Hintergrund feuerte Mount Yasur eintweilen ein beeindruckendes "Naturfeuerwerk" ab. 



Am dritten Tag genossen wir die Aussicht von unserem Quartier und beobachteten den Berg aus der Ferne. Leider regnete es ziemlich stark, so konnten wir immerhin die Zeit zum Lesen nutzen und die Eindrücke der Vortage Revue passieren lassen. 







Tanna war wirklich unglaublich beeindruckend. Das Leben der Menschen ist so einfach, aber trotzdem sind alle glücklich und sehr sehr freundlich. Die Gastfreundschaft war überall spürbar und auch die Neugierde der Menschen an uns - den Unbekannten - konnten wir feststellen. 

Mittlerweile sind wir im Flieger am Weg nach Neuseeland. Also eigentlich nach Brisbane, wo wir unseren Folgeflug nach Christchurch besteigen sollten. Dazu wird es allerdings heute nicht mehr kommen... Aufgrund des verspäteten Ablugs werden wir unseren Anschlussflug verpassen und müssen so eine Nacht in Brisbane verbringen. Dass wir so bald wieder in Australien schlafen, war nicht geplant. Wir sind jedenfalls gespannt, wo wir unterkommen werden und wie der weitere Tag verläuft. 

Vanuatu war den Besuch jedenfalls absolut wert! Neuseeland für knapp 7 Wochen wird dem Ganzen hoffentlich in nichts nachstehen. 

Liebe Grüße vom Pazifik, 
Wolfgang und Babsi


PS: Wir wurden in einem 4,5 Stern Hotel in Downtown Brisbane untergebracht. "Leider" müssen wir bereits um 5:00 Uhr zum Flughafen, insofern können wir diesen zusätzlichen Abend in Brisbane nicht wirklich nutzen!

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