Sonntag, 21. Mai 2017

Havana

3 Wochen Kuba, 3 Wochen kommunistisches Inselparadies im Umbruch, gemeinsam mit meinen beiden Brüdern. Babsi und ich kamen am späten Nachmittag am Flughafen in Havana an und wurden gleich stilgerecht von einem 1955er Baujahr Oldtimer abgeholt. Walter und Werner hätten planmäßig gegen 22 Uhr in der Stadt ankommen sollen, der Flug von Kanada verspätete sich allerdings und so konnten wir sie erst gegen 2 Uhr in der Nacht wiedersehen und unser gemeinsames Abenteuer starten.



In Kuba war von vornherein der Plan, in sogenannten Casa Particulares, also bei Familien untergebracht zu sein. Diese Unterkünfte wurden 2011 von der Regierung genehmigt und so findet man an allen Orten nette Zimmer zu einem Preis von 25 Euro für das Zimmer und 5 Euro pro Person für das Frühstück. Für uns eine relativ kleine Summe (vor allem durch 4 geteilt), für die Einwohner Kubas mit einem durchschnittlichen Einkommen von knapp 350 Euro im Monat aber eine enorm wichtige Einkommensquelle. Wir wurden in jeder Unterkunft herzlich empfangen und teilweise ergaben sich - dem Spanischkurs sei Dank - wirklich nette Gespräche über Land, Leute und Zukunft des Systems.


In Havana fanden wir unsere Unterkunft im wenig touristisch aufregenden, dafür umso authentischeren Habana Centro, also im Herzen der Stadt und nur wenige Minuten entfernt von Habana Vieja, dem alten Stadtkern. Angrenzend an unser Viertel war Chinatown, entsprechend auch durch die Architektur sichtbar.




Am ersten Tag ging es bei traumhaftem Wetter direkt zu einem der bekanntesten Bauwerke Havanas, dem Capitol, das in den 1920er Jahren durch Geldmittel aus dem Zuckerboom gebaut und dem Capitol in Washington nachempfunden ist. 








2 Steinwürfe vom imposanten Gebäude entfernt befindet sich die Zigarrenfabrik Partagas, die derzeit renoviert wird. Wir fanden allerdings gute Beratung im Geschäft vor und deckten uns für die ersten Tage mit wunderbar geschmackvollen Zigarren ein. Eine Dame im Geschäft demonstrierte auch den Herstellungsprozess von Zigarren, von der Auswahl der Blätter, über das Rollen, Pressen und den finalen Produktionsschritt.




Weiter ging es dann zum Parque Central, dem Herzstück von Havana, umgeben von sündhaft teuren Hotels und zahlreichen klassischen Fahrzeugen. Zahlreiche sogenannte Jineteros = "Verkäufer" die einem Touren, gefälschte Zigarren oder anderen Blödsinn andrehen wollten, fanden hier ihre Spielwiese. Glücklicherweise wurden wir, vermutlich auch weil wir ihnen auf Spanisch sagten, dass wir kein Interesse haben, relativ schnell in Ruhe gelassen und konnten die schönen Dinge des Parks und Hauptplatzes erkunden.






Nachdem wir Geld gewechselt, noch ein Zigarrengeschäft aufgesucht und unseren ersten Mojito konsumiert hatten, entschieden wir uns, gleich zu Beginn unseres Aufenthalts in Havana eine Stadtrundfahrt mit einem Cabrio Oldtimer zu starten. Den Preis konnten wir auf ein vernünftiges Ausmaß für beide Seiten herunterhandeln. Davor verweilten wir noch kurz im Schatten der Bäume und genossen die ersten Cohibas, Partagas bzw. Romeo y Julieta Zigarren.






Die Stadtrundfahrt im Cabrio führte uns zunächst vom Capitol weg durch die uns bekannten Straßen von Chinatown zum Plaza de la Revolucion mit seinen berühmten Bauwerken, die die Gesichter von Che Guevara oder Camillo Cienfuegos zeigen.





Bei dem kurzen Rundgang am Platz konnten wir uns ausmalen, wie hier Großkundgebungen abgehalten werden und wir bewunderten den imposanten Revolutionsturm bzw. die Statue davor. Danach ging die Autofahrt weiter ins Stadtviertel Vedado und zum Malecon - der Meerespromenade.








Direkt am Malecon liegt die amerikanische Botschaft, die seit ein paar Jahren, als die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen wurden, besetzt ist, sowie imposante Bauwerke wie das Hotel National. Unsere Rundfahrt führte noch am äußeren Rand von Habana Vieja vorbei und wieder zurück zum Parque Central, eine wirklich tolle Rundfahrt mit schönen Einblicken in die Stadt.



Müde von den Erlebnissen ging es zurück nach Habana Central, wo wir das erste Mal die gewaltigen Portionsgrößen, die man beim Abendessen vorgesetzt bekommt, bestaunen konnten. Die Klimaanlage im Arktismodus durfte leider auch nicht fehlen... Abgesehen von der Quantität waren wir von der Qualität der Speisen sehr überrascht und rekapitulierten den Tag noch bei einigen Getränken, begleitet von einem starken, aber kurzen Wolkenbruch.





Am nächsten Tag strahlte die Sonne wieder und zeigte ihr schönstes Gesicht. Wir gingen entlang der Fußgängerpromenade Richtung Parque Central und weiter zum Revolutionsmuseum. Am Weg dorthin konnten wir bereits einige skurrile Geschichten erleben:

1. Die Straße wurde in einigen Bereichen umgebaut und so durfte scheinbar einer der wenigen Bagger und Kräne zum Einsatz kommen. Soweit nichts Auffälliges; dass die Baugeräte aber von 6 Männern vom Militär und 4 Polizisten bewacht werden - auch in der Nacht, wie wir später herausfinden sollten - machte die Sache aber schon sehr eigenwillig. Wir haben unsere Pläne, ein Baugerät mitgehen zu lassen, also noch einmal überdacht

2. Ein paar Meter weiter kamen wir zu einem rauchenden Stromkasten, rundherum eine ratlose Traube an Arbeitern und Zusehern, dann reißt einer die Türe auf und schaufelt Erde von der Nahen Baugrube in den Kasten ... auch so kann man einen Brand löschen. 

3. In Havana, aber auch in anderen Städten sind Geschäfte und Verkaufsstände nicht immer gut sichtbar, oft ist es ein vergittertes Fenster wo verkauft wird, für uns aber nach einiger Zeit an den immer langen Schlangen erkennbar.







Im Revolutionsmuseum, das die stürmische Geschichte Kubas von der Zeit bis hin zur Revolution 1959 und danach zeigt, konnten wir viel über die heutige Situation Kubas erfahren. Wirklich gut aufgebaut war das Museum nicht und ich war froh, im Vorfeld bereits viel über die Geschichte des Landes gelesen zu haben. Museumspädagogik und sinnvolle Aneinanderreihung von geschichtlichen Abläufen dürfte hier nicht groß geschrieben sein.











Mit neuen Eindrücken und Bildern zu diversen Schlachten, dem Revolutionsboot Granma bis hin zu Informationen zu den Gefechten in der Schweinebucht ausgestattet, ging der Tag mit einem Rundgang durch Habana Vieja dem alten Stadtkern der Hauptstadt weiter. Hier wollten wir rund um 4 imposante Plätze und den Wegen dazwischen das Leben in diesem Stadtteil kennen lernen. 









Erster Stopp war der Platz vor der Kirche San Ignacio, die wir auch von innen besichtigten und den Weg über die enge Wendeltreppe hinauf zum Kirchturm kletterten. Der Ausblick über die Meeresenge, hinüber zum Fort und den alten Stadtkern war wunderschön.








Durch die engen, schönen Gassen ging es weiter zu Platz 2 von 4, dem Plaza de Armas mit zahlreichen Kanonen, Mauern und der Festung. Auch hier hatten wir einen schönen Blick über die Meeresenge zum Fort, das wir später noch besuchen wollten.







Am Plaza San Francisco verbrachten wir nur wenig Zeit, die imposanten Kolonialbauten und die Kirchen waren den Besuch dennoch wert. Wir wollten noch die Fabrikhallen beim Hafen besuchen und gingen somit am Rummuseum und den alten Hallen vorbei zum Wasser. Die Fabrikhallen mit dem Kunstmarkt wurden allerdings gerade renoviert und so entschieden wir uns, bereits früh zu essen. Das Lokal war leider ein kompletter Reinfall inkl. Tierchen auf einer unserer Speisen... bezahlt haben wir so nur die Getränke und suchten ein anderes Lokal am Plaza Vieja, dem vierten der bekannten Plätze in der Altstadt auf. Diesmal war das Essen wunderbar und wir bewunderten das Treiben am belebten Platz.







Am Weg zur Fähre, die uns zur gegenüberliegenden Seite der Meeresenge bringen sollte, sahen wir einige ältere, nicht mehr so in Schuss befindliche Gebäude in den weniger frequentierten Gassen des alten Stadtkerns.




Nach 10 minütiger Fahrt mit der Fähre waren wir im Stadtteil Casablanca, wo wir unter anderem das Fort und die Kanonenzeremonie ansehen wollten. 




Das Fort und den Blick nach Habana Vieja konnten wir im Sonnenuntergang bewundern, stets sichtbar der Revolutionsturm und das Capitol. Nachdem wir noch etwas Zeit hatten bis zum Beginn der Kanonenzeremonie, gingen wir noch vor bis zum Fort und rauchten eine Cohiba Siglo 1 Zigarre, ein wunderbarer Tagesabschluss. 




Die Kanonenzeremonie verpassten wir leider, zumindest hörten wir das Kanonenfeuer. Das tägliche Ereignis fand nämlich an einem anderen Ort, als wir informiert wurden und obendrein eine Stunde früher als angenommen, statt. Glücklicherweise fanden wir ein Oldtimertaxi, das uns durch den Tunnel hindurch und am Malecon entlang zurück zu unserer Unterkunft in Habana Central brachte. Unsere Füße waren aufgrund der langen Spaziergänge der letzten Tage schon sehr müde und wir wollten die letzten Stunden in Havana - ehe es zum nächsten Ort am Folgetag ging - noch gemütlich am Balkon unserer Unterkunft mit einer Flasche Havana Club verbringen.


Am Ende unserer Rundreise durch Kuba, also 3 Wochen später als die Fotos oberhalb, kamen wir nochmals nach Havana zurück und verbrachten einen Tag zu viert in der Stadt. Walter und Werner konnten bereits hier ihre Zigarreneinkäufe tätigen. Obendrein war der Kunstmarkt ebenfalls wieder offen und somit ein Fixpunkt unserer letzten gemeinsamen Tagestour.



Den letzten Abend zu viert verbrachten wir noch auf der Balkonterrasse des Hotel National, wo wir den Sonnenuntergang bewunderten und durch den Park schlenderten. Walter und Werner entschieden sich, zusätzlich das Theater / Kabarettprogramm im Hotel anzusehen.  




Mehr oder weniger mitten in der Nacht brachten wir meine Brüder zum Flughafen und fuhren wieder zurück nach Habana Central bzw. zum Parque Central, wo wir den Mietwagen, der uns die Wochen vorher durch Kuba brachte, zurückgaben. Den letzten Tag unserer Weltreise wollten Babsi und ich nochmals am Strand verbringen und nahmen so den Autobus zum Playa del Este, genauer zur Ortschaft Santa Maria.




Havana ist eine wunderschöne Stadt, es gibt soviel zu entdecken und wir verbrachten wirklich tolle Tage. An jeder Ecke kann man etwas neues spannendes sehen, so werden beispielsweise Einkäufe vom Verkäufer mit einem Korb mit Zugseil in die höheren Etagen transportiert, immer wieder kann man feurige Musik hören - ein tolles Erlebnis. 

Für uns endete somit das Abenteuer "Erlebe das Unbekannte" mit der Heimreise nach Österreich. Dazu gibt es noch einige Geschichten zu erzählen, diese kommen aber erst in einigen Tagen, nachdem ich über die weiteren besuchten Teile von Kuba berichtet habe.






















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