Montag, 22. Mai 2017

Tal von Vinales

In Havana sollten wir um 9 Uhr unseren Mietwagen entgegen nehmen, nachdem wir vertröstet, in ein anderes Hotel gebracht (warum auch immer) und nochmals vertröstet wurden, konnten wir gegen 12:30 endlich das Gefährt mit den Worten "Hey, ihr habt nur 3 1/2 Stunden gewartet, andere warten da viel länger, ihr solltet tanzen" Richtung Westen, genauer ins Tal von Vinales verabschiedet. Das weltbekannte Gebiet ist DAS Tabakanbaugebiet Kubas, hier werden die feinsten Tabakblätter geerntet und zu bekannten Zigarren gerollt.


Kurz nach der Ankunft in unserer Casa Particularis entschieden wir uns, direkt zu einem Tabakbauer gleich ums Eck vorbei zu schauen. Nachdem es schon relativ spät war, waren wir die einzigen Besucher und der nette Mann begrüßte uns mit einer Flasche "weißen Kaffee" (lokaler Billigrumfusel, der erstaunlich gut schmeckte), die er während unseres Aufenthalts fast komplett wegleerte.

Die Bauern müssen 90% ihrer Tabakpflanzen an die Regierung abgeben und 10% dürfen sie direkt an Besucher auf ihrer Farm verkaufen. Wir konnten den Trocknungsprozess ansehen und danach rollte er direkt eine etwas krumme aber doch geschmackvolle Zigarre. Mit den hochwertigen Zigarren hatte dieses Exemplar nicht wirklich viel gemein, aber trotzdem spannend zu sehen, wie der Rollprozess aus in Summe 5 Blättern erfolgt. Nachdem Walter und Werner noch einen "weißen Kaffee" genossen hatten und wir dem Bauern ein paar Anekdoten aus Österreich erzählten, ging es zurück zu unseren Gastgebern. 

Besonders toll an der Casa in Vinales war, dass die Vermieterin an der Uni in Havana Deutsch studierte und somit die Kommunikation sehr einfach war. Entsprechend neugierig fragten wir sie jeden Abend über die Situation in Kuba, die gesellschaftlichen Veränderungen etc. aus.




Tag 2 ging es Richtung Norden zur Halbinsel Caya Jutias. Davor konnten wir auf der Hinfahrt bereits tolle Eindrücke aus dem Tal von Vinales erleben. Die rote Erde und die typischen runden Bergformationen waren durchwegs wie erwartet. Der Weg zum Strand führte uns durch teilweise sehr unberührte Gegenden, es gab viel zu sehen.







Nach einer knappen Stunde Fahrzeit erreichten wir den Strand auf der Halbinsel, wo wir den Nachmittag unter schattigen Bäumen verbringen sollten. Wir fanden unser Plätzchen abseits vom stark frequentierten Restaurant und hatten so den Strand größtenteils für uns alleine. Spannend, wie sehr sich die Natur innerhalb weniger Kilometer ändern kann.





Am Abend ging es dann noch in ein nettes Lokal in der Nähe unserer Unterkunft, wo wir das für Vinales typische Gericht nämlich Ropa Vieja (übersetzt "alte Bekleidung") eine Art "pulled pork" mit Reis und Gemüsevariation aßen. Ein paar erfrischende Getränke mussten natürlich auch sein :)


Am nächsten Tag stand für uns etwas ganz Ungewöhnliches auf dem Programm. Hoch zu Ross erkundeten wir die Umgebung um den Ort Vinales (gleich wie das Tal) - die Tiere waren äußerst ruhig und geduldig, sie dürften den gleichen Weg jeden Tag abgehen.





Nach halber Strecke machten wir bei einer Tabakfarm halt und erfuhren auf andere Weise aber ebenfalls sehr unterhaltsam über den Herstellungsprozess von Zigarren, dass beispielsweise für eine typische Zigarre 5 Blätter aus unterschiedlichen Schichten der Pflanze verwendet werden oder aber auch, dass Che Guevarra seine Zigarren am "Mundende" immer in Honig getunkt hat und so einen speziellen Geschmack erzielte. Bei der anschließenden Verkostung probierte ich dies ebenfalls und war wirklich erstaunt über den Geschmack... dauerhaft brauche ich es aber auch nicht.




Danach ging es wieder auf unsere Tierchen und weiter in das Tal hinein, links und rechts die Berge auch "Mogoten" genannt und der typische rote Erdboden. Babsis Pferd, das muss an dieser Stelle erwähnt werden hieß übrigens "Caramelo", was übersetzt Zuckerl bedeutet.









Nach knapp 3 Stunden kehrten wir wieder zum Startpunkt im Ort zurück, vorher konnten wir aber noch ein nicht abgeerntetes Tabakfeld sehen. Auf diesem Boden wird abwechselnd Tabak und Mais angebaut, um dem Boden entsprechend Nährstoffe zu geben und zu entziehen. Ende April, als wir in der Gegend waren, fanden wir die meisten Felder gerade gepflügt und in Erwartung des Maisanbaus vor.



Nach einer kurzen Siesta ging es an diesem Tag noch in die Höhle der Indianer, einer der zahlreichen begehbaren unterirdischen Systeme in der Region. Wir wanderten einen knappen Kilometer in den Stollen, fuhren dann mit einem Boot durch das Gewässer und danach wurden wir wieder ans Tageslicht auf der Rückseite des Berges gebracht. Ein netter, kurzweiliger Ausflug - aber sicherlich kein Muss, wenn man in der Region ist.



Wir hatten an diesem Tag noch immer nicht genug und so wollten wir noch Cueva de Vaca (die Höhle der Kuh) ein wenig besuchtes und von unserer Gastgeberin empfohlenes Höhlensystem besuchen. Auf dem kurzen Weg zu den Stufen waren wir dann - wie erwartet - alleine unterwegs und konnten die letzten Sonnenstrahlen des Tages im stimmungsvollen Zusammenspiel mit den umliegenden Bergen erleben.






Wir erreichten die Höhle nach einem kurzen Anstieg über ziemlich verfallene Stufen und durchwanderten das Gewölbe und erhielten so auf der anderen Seite ebenfalls einen netten Ausblick auf die umliegende Landschaft. 



Am Rückweg zu unserem Auto konnten wir noch ein Trocknungshaus für Tabak, einige Tabakpflanzen aber auch junge Ananaspflanzen vorfinden, die entgegen der allgemeinen Vermutung NICHT auf einem Baum / Palme, sondern auf einem Strauch in Bodennähe wachsen.




Das Abendessen genossen wir dann noch äußerst stimmungsvoll auf der Dachterrasse eines Lokales, wobei wir hier das gesamte Tal in voller Pracht noch einmal erleben konnten und unsere Erlebnisse des Tages Revue passieren ließen.











Das Tal von Vinales war mir schon lange vor der Reise ein Begriff und ich wollte diese Gegend unbedingt einmal besuchen. Die Erlebnisse erfüllten meine Erwartungen vollständig, besonders der Ausflug auf den Pferderücken war etwas ganz Besonderes. 

Am Folgetag regnete es in Vinales ziemlich stark und so warteten wir bis Mittags zu, ehe wir nach Havana zurück fuhren, um dann nicht direkt in der Stadt, sondern in der Nähe des Flughafens zu übernachten, um dann am nächsten Tag unseren Flug anzutreten. Was wir dabei - typisch kubanisch - erlebten, gibt's im nächsten Blogeintrag. 







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