Dienstag, 12. April 2016

Varanasi - Heiliger Ort am Ganges / Zugfahren ala Indien

Per Spicejet Propellerbomber ging es von Delhi nach Varanasi. Der Flug war sehr ruhig und zu Beginn konnten wir einen schönen Ausblick über das schöne Stadtzentrum von Delhi, aber auch über den Smog der die Stadt begleitet, erlangen. Nach 1 Stunde 30 waren wir in Varanasi und verließen mit unserem Prepaid Taxischein - eine tolle Sache die vom indischen Staat gefördert wird um das Feilschen der Taxler etwas zu entschärfen bzw. um vor allem alleine reisenden Frauen eine Sicherheit zu geben - die Flughafenhalle. Baaaaammmm.... der erste Unterschied war die um ein vielfaches höhere Temperatur hier im Bundesstaat Uttar Pradesh, um 10 Uhr Vormittag bereits 34 Grad vs. 28 Grad beim Abflug in Delhi.

Die knapp einstündige Fahrt mit dem Taxi zum Ganges führte uns durch merklich strukturschwächere, ländlichere Dörfer. Die Menschen in dieser Gegend waren offensichtlich größtenteils in der Landwirtschaft tätig. Das gesamte Leben schien sich auf der Hauptstraße abzuspielen, hinter der Häuserreihe an der Straße waren Felder zu sehen auf den die Menschen ohne maschineller Unterstützung ihrer harten Arbeit nachgingen.

Der Fahrer ließ uns bei einer größeren Kreuzung in Varanasi aussteigen und wir gingen den letzten Kilometer zu Fuß zum Fluß, vorbei an Pilgern, Kühen / Kuhfladen, Straßenständen und diversen Geschäften. Wir gingen sodann den Hauptghat (Bereich mit den Stufen) hinunter und da war er, der heilige Ganges!

Kaum waren wir in Flußnähe die erste Anfrage die wir in den 2 Tagen ca. 300x hören sollten - "Want Boat? Good price, indian price". Nachdem wir den etwas anhänglichen Mann - und seine unzähligen Kollegen - verabschiedet hatten fanden wir nach längerer Suche in den verwinkelten Gassen unser Guesthouse.

Gassen von Varanasi:


Hier nicht zu sehen, aber uns kamen in diesen Gassen gelegentlich Horden von Kühen, mal ein Althippie, dann wieder ein Mopedfahrer usw. entgegen. Ein unglaubliches Chaos das aber irgendwie funktioniert und einen ganz speziellen Charme (und teilweise Duftnote) versprüht.

Den Abend verbrachten wir mit einer längeren Wanderung am Ganges wo wir Kinder beim Cricket spielen, Frauen beim Gewand waschen, Pilger die ihre Rituale im Ganges verrichteten, sowie heilige Kuh um heiligen Kuhfladen sahen.

Das Abendessen war dann auf einer Dachterrasse wo wir einen tollen Ausblick über den Fluß hatten.







Am Rückweg vom Abendessen kamen wir gerade rechtzeitig zum großen Abendritual am Hauptghat. Unzählige Menschen waren versammelt und verabschiedeten den Tag und hießen die Nacht willkommen.


Dann war Nachtruhe angesagt für uns, der Wecker sollte am nächsten Tag um 4:30 läuten für DAS Highlight von Varanasi einer Bootsfahrt während des Sonnenaufgangs mit dem Besitzer unsere Guesthouses.

Vor der Bootsfahrt gab es Chai am Markt, wobei man hier bereits merkte, dass der Sonnenaufgang für viele Pilger ein Hauptgrund ist nach Varanasi zu kommen. Wir wanderten den Ghat runter und unser Guide erklärte uns zahlreiche sehr spannende Hintergrunddetails über den Ganges, den Hinduglauben und die Pilger. Wir sahen viele Kinder denen neben dem Fluß die Haare abrasiert wurden, eine Art Taufe für den Hinduglauben. Im Fluß bereits zahlreiche Pilger, aber auch Einheimische bei der morgendlichen Waschung, wie wir später noch lernen sollten. Der Ganges ist in Varanasi deswegen so heilig, weil auf diesen 7 Kilometern der Fluß entgegen seiner sonstigen Fließrichtung gegen Richtung Norden, also dem Ursprung im Himalaya fließt. Durch die Verbundenheit mit den 3 Göttern ist der Ganges eine Art Schutz vor der Urgewalt von Shiva, also ein Schutzschild für die Menschen. Deswegen nehmen manche Pilger auch das Wasser in Plastikkanistern mit Heim zu ihren Verwandten.



Die Bootsfahrt war wunderschön, die historischen Gebäude waren in orangerotem Licht gehüllt. Wir passierten ein Ghat nach dem anderen, so auch das Ghat wo bereits die ersten Verbrennungen stattfanden. Unser Guide beantwortete geduldig unsere zahlreichen Fragen zum Fluß, seinem Glauben, den Verbrennungen etc. Er lebte sein Leben lang in Varanasi und hatte sichtlich Freude gleichaltrigen "seine" Stadt näher zu bringen.








Den restlichen Tag verbrachten wir in den engen Gassen, auf den Dachterassen und im gemütlichen Innenhof eines Lokals. Als wir auf dem Weg zur Hauptkreuzung waren umzingelte uns plötzlich eine Parade... Varanasi wie wir es kennen lernen durften: laut, bunt, schrill und unberechenbar. Technomusik, Trommler, dazwischen eine Kuh, auf den Stromleitungen klettert ein Affe, Mopedfahrer, Rikschas - Chaos pur, wir kamen gar nicht mit von den vielen Eindrücken.



Dann gings zurück zum Flughafen - zuvor erleben wir eine neue Art von "Raj dem Tuktuk" Fahrer: diesesmal "Aggro"Raj, dieser hupte nicht ständig, rammte aber auf den knapp 20 Kilometern zum Flughafen ein anderes Tuktuk bei einer Kreuzung, touchierte eine Kuh und überfuhr fast einen Radfahrer. Nicht dass sich "Aggro"Raj entschuldigte hätte bei seinen Aktionen, NEIN er fingt fast eine Schlägerei an mit dem Radfahrer und pöbelte den anderen Tuktukfahrer an. Wir waren froh als wir sicher den Flughafen erreichten und in Ruhe einchecken konnten. Nach einer kurzen Nacht ging es heute mit dem Zug nach Jaipur. Zuvor bestellten wir unser erstes Auto via Handy in Indien, die Prepaid Simkarte wurde aktiviert - wir sind also auch so in Indien angekommen.

Hier ein paar Fakten zum Zugfahren in Indien:

- NEIN wir haben keine Menschen auf Zugdächern gesehen bis jetzt
- JA auch Zugtickets kaufen 80% der Menschen mittlerweile Online
- JA es gibt mehrere Klassen, aber auch unsere dritte Klasse bietet ca. den Standard eines ÖBB Regionalzuges Ende der 90iger Jahre, also durchaus vertretbar vor allem für den enorm günstigen Preis
- NEIN in den Zügen ist es nicht unglaublich heiß, im Gegenteil ,die Klimaanlage ist viel zu niedrig eingestellt
- JA die Züge sind nicht für große Menschen gebaut worden



Nach einer völlig unkomplizierten Fahrt und dem Checkin in unserem Guesthouse werden wir nun in den den nächsten 3 Tagen Jaipur unsicher machen!

So long,

Wolfgang und Babsi

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