Donnerstag, 17. November 2016

Tongariro Nationalpark - Wanderung durch Mordor

Von Wellington aus fuhren wir bei richtig schlechtem Wetter Richtung Norden zur Ortschaft National Park, wo wir eine Nacht verbringen wollten, um danach den Tongariro Northern Circuit zu starten, ein weiterer Great Walk. Dieser Track ist für 4 Wandertage und 3 Übernachtungen in Hütten im Park ausgelegt. 

Das Wetter war nur dermaßen schlecht angesagt, dass wir zuerst zuwarteten, um die Wanderung an 3 Tagen zu machen um schlussendlich auf eine 2 Tageswanderung und eine Übernachtung auszuweichen. Wir legten die vorgegeben Tage 2 und 3 der Tour zusammen sowie die Tage 4 und 1. Wir wollten also die selbe Strecke zurück legen, jedoch an nur 2 anstatt der vorhergesehenen 4 Tage. 

Am ersten Tag, als wir noch auf besseres Wetter hofften, machten wir uns auf den Weg eine kleine Wanderung zu starten. Wir fuhren zum Ort Ohakune, um die Tour Richtung Blyth Hütte zu starten. Der Weg führte uns anfangs durch einen dichten Wald, um in weiterer Folge in einen hölzernen Weg und eine Art Sumpf zu leiten. Der Wind fetzte uns um die Ohren, die Blicke auf Mount Ruapehu, einen der Vulkane im Tongariro Nationalpark, entschädigten uns allerdings.







Weiter ging es danach wieder durch einen dichten Wald, ehe wir zu den Waitonga Wasserfällen gelangten. Hier sollten wir eine kleine Flusspassage überqueren, die eingelegten Steine waren allerdings aufgrund der starken Regenfälle der Vortage völlig vom Flusswasser bedeckt und so beschlossen wir, die Tour abzubrechen und machten uns auf den Rückweg. Gerade rechtzeitig, als wir ins Auto stiegen regnete es wieder. Neuseeland hat uns wettertechnisch ab Wanaka leider oftmals ziemlich im Stich gelassen... 




Der Folgetag, und eigentlich zweiter Tag der Wanderung war mit richtig miesen Wetter und sogar Schnee beim höchsten Punkt der Wanderung vorhergesagt. Wir legten so einen Tag Ruhepause ein und beschlossen endgültig, die Wanderung an 2 Tagen durchzuführen... der Folgetag sollte immerhin sehr gut vom Wetter her sein. 

Frühmorgens fuhren wir von National Park zum Mangatepopo Autoparkplatz am Fuße des "Schicksalsbergs" Mount Ngauruhoe. Der Berg war völlig von den Wolken zugedeckt, außerdem regnete es - vielen Dank für die Wettervorhersage... Tja, so ging es die erste Teilstrecke Richtung Soda Springs, einem kleinen Wasserfall. Die Aussicht und die Bedingungen wurden leider nicht wirklich besser und so mussten wir bei starkem Regen, Wind und streckenweise sogar Schneefall die Devils Stairs, eine steile Passage mit Stufen sowie Vulkangeröll zurücklegen. In Summe benötigen wir knapp 3 Stunden um die 800 Höhenmeter bis zum Red Crater, dem höchsten Punkt der Wanderung zurück zu legen. Bei gutem Wetter ist man hier dem Krater des Mount Ngauruhoe sehr nahe und hat einen tollen Rundumblick.







Der nächste Streckenabschnitt führte über lockeres Vulkangestein und Sand hinunter zu den Emerald Lakes, eine Highlight der Wanderung. Die Seen erstrahlen bei Sonnenschein in blauen, grünen und teilweise auch roten, sowie orangen Farben - im Nebel waren sie leider weniger spektakulär. Weiter ging es danach zu den Blue Lakes wo sich die Strecke vom Tongariro Northern Circuit, einer Tageswanderung abzweigte. Bis zu dieser Abzweigung wurden wir von vielen anderen Gruppen und einzelnen Wanderern umringt, ab da waren wir dann die restliche Strecke des Wanderwegs fast alleine unterwegs. 

Nach einer knappen halben Stunde öffnete sich die Wolkendecke und wir hatten tolle Blicke auf den Schicksalsberg, die umliegende Bergkette und das vor uns liegende Tal. Die Strecke vorbei an imposanten Vulkangesteinsformationen und über den schwarzen Sand waren gigantisch. Die Landschaft fühlte sich an, wie auf einem fernen Planeten, hinter uns die schwarze, dunkle Wolkenwand, die wir vor ein paar Stunden durchschritten hatten. Das Wetter am Gipfel und den Emerald Lakes sollte den ganzen Tag über noch schlecht sein, insofern mussten wir uns nicht ärgern. 













Bei der Oturere Hütte, dem eigentlichen Ende der zweiten Tagesetappe legten wir eine Pause ein, um danach die weitere Etappe bis zu unserem Tagesziel der Waihohonu Hütte zu starten. Die letzten Kilometer führten zu Beginn durch eine ähnliche Vulkanlandschaft, um in weitere Folge durch eine Waldpassage zur Hütte zu führen. Müde und erledigt hatten wir den ersten Tag und 23,5 Kilometer inklusive Bergauf- und Abstieg geschafft. 















Am Abend lud Boyd, der Ranger der Hütte zum sogenannten Hut Talk, wo uns der DOC Mitarbeiter über die Vegetation, Tierwelt und Vulkane berichtete. Am Programm stand weiters Feuerschutz und Informationen, wie wir uns verhalten sollten, wenn der Vulkan aktiv werden sollte etc. Boyd scherzte auch, dass wir bei einer Tsunamiwarnung nichts unternehmen müssten, da wir dagegen in Mitten der Nordinsel auf einem Berg ja die beste Ausgangslage hatten... tja wenige Stunden später wurden seine Informationen in die Tat umgesetzt. 

Kurz nach Mitternacht wurden wir vom Erdbeben aus dem Schlaf gerissen. Wir waren in den Stockbetten jeweils oben untergebracht und in den Schlafsäcken eingemurmelt, insofern konnten wir nicht anders reagieren als das Beben "auszuliegen". Das Haus schwankte, ich würde sagen, wie wenn es aufgehoben und im Kreis gedreht wird. Die Wände waren in konstanter Bewegung und im Gemeinschaftsbereich fielen einige Kochutensilien von den Kochflächen. Unglaublich, welche Kräfte hier werkten! Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, ob das Erdbeben auch Auswirkungen auf die Vulkane im Gebiet hatte, oder ob das Beben durch einen Ausbruch ausgelöst wurde. Nach einer knappen Minuten beruhigte sich die Erde wieder. Glücklicherweise waren wir weit genug vom Epizentrum auf der Südinsel entfernt - ein sehr beunruhigendes Erlebnis. 

Am frühen Morgen des Folgetages erzählte uns Ranger Boyd von den Auswirkungen des Bebens und instruierte uns nochmals, wie wir uns auf der weiteren Strecke verhalten sollten. So warnte er uns, in die Nähe von losen Gesteinsformationen zu gehen und erklärte uns nochmals, wie wir uns bei einem Vulkanausbruch verhalten sollten. Der rot erleuchtete Schicksalsberg lenkte vom Unheil, das auf der Südinsel über Neuseeland hereingebrochen ist ab.


Wir starteten sodann die Teilabschnitte 4 und 1 des Northern Circuit Tracks. Der erste Teil des heutigen Tages führte anfangs immer wieder auf und ab durch die trockene Landschaft. Nach 8 Kilometern legten wir unsere Rucksäcke entlang der Strecke ab und gingen zu den Tamer Lakes, eine Nebenstrecke des Great Walks. 





Danach ging es weiter, doch auch zahlreiche Höhenmeter nach oben zu den Taranaki Wasserfällen, Ziel für unsere heutige Pause und Ende des Streckenabschnitts. 



Der letzte Abschnitt war leider in sehr schlechtem Zustand, so mussten wir durch Wasserlacken wandern und über rutschige, schlammige Passagen klettern. Der vorhergesagte Regen blieb immerhin aus, wir wurden trotzdem sehr gefordert. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir an diesem Tag auch bereits über 15 Kilometer mit den großen Rucksäcken zurück gelegt. 


Wir beendeten den zweiten Tagesabschnitt mit 24,5 Kilometern am frühen Nachmittag. Wir entschieden uns, nicht wie geplant nach Napier zur Hawkes Bay zu fahren, sondern verbrachten eine weitere Nacht - auch aufgrund der Tsunamiwarnung in Napier - in National Park. 

Der Tongariro Nationalpark war ein beeindruckendes Naturerlebnis. Das Wetter spielte leider nicht wirklich mit, wodurch wir zu Improvisationen greifen mussten und die Wanderung wurde so im Nachhinein doch sehr anstrengend, wenngleich auch mit tollen Momenten und Eindrücken. 

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